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Faktenbasierte, wahrheitsorientierte Information und Kommunikation ist ein öffentliches Gut der Daseinsvorsorge

Für Frank Richter ist die Kommunikation von grundlegender Bedeutung für eine gelingende Bürgerbeteiligung bei Infrastruktur-Projekten.

Faktenbasierte, wahrheitsorientierte Information und Kommunikation ist ein öffentliches Gut der Daseinsvorsorge

Für Frank Richter ist die Kommunikation von grundlegender Bedeutung für eine gelingende Bürgerbeteiligung bei Infrastruktur-Projekten. „Als Gesellschaft leben wir in einem Informations-, Kommunikations- und Interpretationsraum, den wir miteinander teilen“, so der Theologe, Bürgerrechtler und Politiker.

Gemeinsamer Kommunikationsraum geht verloren

Mit Sorge beobachtet der langjährige Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung das wachsende Auseinanderdriften der Gesellschaft, das sich auch in der Kommunikation widerspiegelt. „Es gibt ungezählte, segmentierte Räume der Information und Kommunikation. Menschen, die sich in Filterblasen bewegen und nur noch mit denen kommunizieren, die ohnehin so ähnlich denken wie sie selbst.“ 

Wildwuchs unterschiedlicher Kommunikationsstämme

Der Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche Dresden sieht diese Entwicklung sehr kritisch. „Wir haben es mit einer ins Archaische zurückfallenden Gesellschaft zu tun, die in einzelne Stämme zerfällt: den Facebook-Stamm, den Twitter-Stamm, den WhatsApp-Stamm, die alle ihre eigenen Wahrheiten haben und miteinander teilen. Und selbst innerhalb dieser Stämme gibt es Streit und wechselseitige Ausgrenzung.“

Staat bei Kommunikation gefordert

Für Richter ist der Staat gefordert, hier energisch gegenzusteuern: „Die faktenbasierte, wahrheitsorientierte Information und Kommunikation ist ein öffentliches Gut der Daseinsvorsorge. So wie um sauberes Wasser und saubere Luft muss der Staat sich darum kümmern, sonst fällt uns die Gesellschaft auch in dieser Hinsicht auseinander.“ Der Staat müsse Kommunikationsprozesse sicherstellen, die wechselseitige Akzeptanz ermöglichen und Zusammenhalt organisieren.

Ein ausführliches Interview mit Frank Richter finden Sie in der Ausgabe 2 (2021) der von Steinbeis herausgegebenen Fachzeitschrift „Die Mediation

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Demokratie lebt von Bürgern, die mitdenken

Für den Psychologen Prof. Dr. Gerd Gigerenzer sind mündige Bürger ein Mehrwert für jedes Gemeinwesen.

Demokratie lebt von Bürgern, die mitdenken

„Eine Demokratie lebt von Bürgern, die mitdenken. Wenn wir diese Menschen verlieren, verlieren wir auch die Demokratie.“ Für den deutschen Psychologen Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, sind mündige Bürger ein Mehrwert für jedes Gemeinwesen.

RISIKOKOMPETENZ

Dies gelte auch bei der Planung von Infrastrukturprojekten, in denen ihre Mitwirkung ein Gewinn sei. Sie zeichneten sich durch eine Risikokompetenz aus, die ihnen von Außenstehenden zu Unrecht abgesprochen werde. „Mündige Bürger können die wichtigsten Risiken von den unwichtigen unterscheiden. Sie verstehen, dass es keine einhundertprozentigen Sicherheiten gibt. Dazu gehört auch zu wissen, wo man verlässliche Informationen findet“, ist der Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz an der Universität Potsdam überzeugt.

Nach Ansicht des Direktors emeritus am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung verfügten mündige Bürger ferner über eine Fähigkeit, die in der Risikogesellschaft von besonderer Bedeutung sei. „Sie besitzen den Mut, selber zu entscheiden und nicht allein auf Experten zu vertrauen.“

Intuition statt Logik und Statistik

Mündigen Bürgern eigen sei auch, dass sie bei Entscheidungen auf die eigene Intuition vertrauten. „Intuition ist gefühltes Wissen, das auf jahrelanger Erfahrung beruht“, erläutert der Gründer und Gesellschafter von Simply Rational – Das Institut für Entscheidung. Sie sei besonders in Situationen gefragt, die durch Ungewissheit gekennzeichnet seien. Hier komme man mit Logik und Statistik allein nicht weiter.
„Interessanterweise ist es im Fall von Ungewissheit nicht am besten, massiv Daten zu sammeln und Optionen zu eruieren. Die Kunst liegt darin, die wirklich wichtigen Variablen zu identifizieren und den Rest zu ignorieren“, so das Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften (Leopoldina). Auf Erfahrung fußende Intuition leiste hier sehr gute Dienste. „Sie gibt uns ein Gefühl dafür, was man tun oder lassen sollte.“

Bewusste Verantwortungsübernahme

Leider herrsche in unserer von Rationalität geprägten Gesellschaft eine ausgeprägte Angst, die Bedeutung der Intuition anzuerkennen. Diese sei unbegründet, da intuitiv getroffene Entscheidungen eine bewusste Verantwortungsübernahme förderten und langfristige Entscheidungen begünstigten.

Prof. Dr. Gerd Gigerenzer hat sich der Kunst des Entscheidens verschrieben. Er hat sein gesamtes Leben dazu gelehrt und geforscht und Verantwortliche in der Praxis beraten. Auf Einladung des Steinbeis Beratungszentrum Wirtschaftsinformation vermittelte er sein Wissen in einem eintägigen Workshop in Leipzig. Ein ausführliches Interview mit dem einflussreichen Denker lesen Sie in der Ausgabe 4 (2022) der von Steinbeis herausgegebenen Fachzeitschrift „Die Mediation“. Das Gespräch ist alternativ auch als Kurzvideo abrufbar. Gigerenzer hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Sein jüngstes Werk „Klick. Wie wir in einer digitalen Welt die Kontrolle behalten und die richtigen Entscheidungen treffen“ ist 2021 im Bertelsmann-Verlag erschienen.